Homo erectus habe "Zeit zum Kauen gegen Zeit zum Kochen eingetauscht", sagt Wrangham - mit gewaltigen Konsequenzen: Nun blieb Zeit, die Welt zu erobern. Zudem dürfte ein Feuerwerk neuer Düfte und Geschmäcker den gierig an den Herd tretenden Frühmenschen verzückt haben.

ich bin sofort bereit, das zu glauben.

"Die Franzosen rühren sich an dieser Stelle ja bekanntermaßen keinen Millimeter: Es gibt zum Fest, beim Professor wie beim Straßenkehrer, stets Austern, Foie Gras und Geflügel. Das kann Kapaun sein, Bresse-Huhn oder Truthahn, danach wird die "Bûche" aufgeschnitten, das heißt übersetzt soviel wie Holzscheit und meint eine Biskuitrolle in Form eines kleinen Baumstamms, gefüllt mit Buttercreme und sonst allem, was süßen Menschen Spaß macht." (aus fichtners aktuellem tellergericht, sp0n)

damals, vermutlich so 1979 oder 80, war ich an weihnachten bei meiner brieffreundin p. in paris. die wohnte mit mutter und schwester auf der ile de la cite. fette adresse, deswegen sehr kleine wohnung. die mutter arbeitete bei galeries lafayette in der spielzeugabteilung, weswegen es ordentlich barbiezeugs gab. das weihnachtsessen fand allerdings bei dem vater und seiner neuen familie statt, die wohnten in irgendeinem faubourg mit stattlichen 60er jahre haeusern, man kam sich vor wie in einem godard film oder so, und ich habe das erste mal im leben einen echten muellschlucker gesehn. ob austern auf den tisch kamen, weiss ich nicht mehr, aber es gab die erste kuerbissuppe meines lebens (lahm und suess, konnte mich nicht begeistern), perlhuhn (das war irgendwie weich und schlaff, jedenfalls nicht, wie ich mir gefluegel vorstellte) und eben diese baumstamm-sache. geschmacklich unauffaellig aber etwa 7mal zu suess. franzoesische kueche hatte mich schon vorher nicht sehr beeindruckt, aber an weihnachten erwartet man ja was vom besten aufgefahren zu bekommen, und so war mein verhaeltnis zu der angeblich feinsten und tollsten kueche der welt fuer immer von tiefem misstrauen gepraegt.

vielleicht ist eine pasta mit kaese und pfeffer nicht sehr abgefahren und elaboriert, aber dafuer lecker. und weihnachten muss eh einen tag wuerstchen und kartoffelsalat auf den tisch.

Jean-Claude Bourgueil erklaert, wie man schnepfe zubereitet, spricht den taliban die kochkunst ab und scheint mir insgesamt ein gepflegt durchgeschossener zu sein. warum die bildqualitaet wirkt, als waere das eine doku aus den 70ern, weiss ich nicht, aber mir gefaellt, das bourgueil raet, fuer sauerbraten "den billigsten balsamico, den man finden kann" zu nehmen. war er nicht auch derjenige, der aerger bekam wegen einem bekenntnis zum glutamat?