wie auch schon in der vergangenheit laedt das bremer slow-food convivium in diesem jahr wieder zur verkostung auf dem bremer domshof ein. am samstag, 7.5. ab 10uhr gibt es am stand von rhizom/oekokiste verschiedene gerichte mit dem leckeren blattkohl zu probieren.

weitere termine des bremer conviviums folgen.

die arche des geschmacks ist ein slowfood projekt. alte gemuesesorten, haustierrassen, zubereitungsweisen(zb kaese, wurst) sollen bewahrt werden. vieles ist schon in vergessenheit geraten, wird vielleicht nur noch im kleingarten angebaut, weil das schon immer so gemacht wurde und wenn der hobbygaertner dereinst dahin scheidet, nimmt er das geheimnis mit ins grab. betrachtet man zb die liste der norddeutschen arche, so sind da viele dinge zu finden, die man garnicht mehr kaufen kann. zb die kochbirne. wenn man nicht durch zufall einen solchen birnbaum im garten hat, wird man auch kein "birn, bohn un speck" kochen koennen. denn im supermarkt gibt es heutzutage hoechstens noch abate und williams. den lederkaese gab es garnicht mehr, erst vor wenigen jahren begann man, ihn wieder herzustellen. und der schmeckt echt gut! den scherkohl hatten wir hier schon, den braunkohl noch nicht, um letzteren gibt es aber auch allerhand mythenbildung. ich wuerde mir da keine abschliessende meinung bilden wollen. neuster zugang zur deutschen arche: der albschneck, eine weinbergschnecke von der schwaebischen alb.

mein lieblingsessen aus der arche: finkenwerder herbstprinz (von eckardt brand) und bettelmat kaese aus dem piemont.

mortadella ossolana ist vermutlich auch sehr lecker, muss ich beim naechsten italienbesuch mal beim divin porcello einkehren und probieren.

Manchmal ueberkommen mich so Ahnungen von schlechten Zeiten und ich denke: man sollte so ein paar Kulturtechniken beherrschen, um auch unter schwierigen Umstaenden Essen ins Haus zu bekommen. Ich mein, jeder kann heute ein Weblog betreiben meinetwegen oder MMS verschicken, aber wenn dereinst irgendeine Katastrophe ueber uns hereinbricht, kein Internetz und womoeglich auch kein Strom mehr zur Verfuegung steht, dann muss man ein paar andere, archaischere Faehigkeiten ausgraben. Wer nun nicht grade aus einer Familie kommt, in der meinetwegen noch Nebenerwerbslandwirtschaft betrieben wurde o.ae., der hat von sowas normalerweise keine Ahnung. Zugegebenermassen beschraenkten sich meine Erfahrungen mit Schlachten etc auch auf die Kaninchen meiner Grosstante. Immerhin, andere Stadtkinder kennen nicht mal sowas. Ich habe also mal (solange das Internet noch funktioniert) nachgesehn, wo man denn vielleicht sowas wie Schlachten oder Kaesen lernen kann. Heraus kam dabei das hier: www.satkau1.de

Uuuups, das ist ja erschwinglich und auch einigermassen in der Naehe, dachte ich. Da will ich hin. Habe in meiner Leib- und Magen-Newsgroup d.r.m. darueber geschrieben und auch gleich eine Reisebegleitung gefunden. So trafen wir dann am Freitag abend am Bahnhof von Schnega ein, wo wir vom Host abgeholt wurden. Tja, wir kannten uns nur aus dem Netz, aber K. zuendete schnellstmoeglich viele Zigaretten an, was wir schon mal sympathisch ist und zieh mich ob meiner moralischen Bedenken (ja, ein Tier umbringen, ich weiss ja nicht...) als Sissy, was auch okay war. Die fuer einen evtl. Fussmarsch ausgerechneten 7km nach Satkau waren dann doch ein paar mehr und man stellte fest, das "Middle of nowhere" mehrere Bedeutungen haben kann.. Am Hof angekommen, wurde uns das komfortable Nachtlager gezeigt und ein weiterer Gast angekuendigt. Guenstig, denn dieser sollte mit einem Auto kommen und die naechsten Ess-Lokalitaeten befanden sich zwischen 2 und 7(magische Zahl?)km entfernt. Ueber dunkle Strassen... Wir holten derweil die Vorraete aus den Taschen, eine Flasche Rotwein, etwas Kaese und ein Baguette. Schliesslich traf U. ein, aus Stuttgart stammend und fuer einen Schwaben sehr umgaenglich. Wir brachen also auf und gingen in den Rebstock. Da gabs auch Wein-Take-Away, sodass man noch etwas laenger zusammen sitzen konnte.

Am naechsten Tag ging es dann langsam los... Man zog sich dick an, ich hatte Strumpfhosen, Jeans, dicke Socken, dicke Botten, Pulli, langes Tshirt, Fleecejacke, Kochjacke und Schuerze an, fror aber trotzdem wie ein Schlachter (?)... Erstmal sah ich mir die Schnucken an, die noch auf der Koppel standen und skeptisch kuckten. Dann wurde es langsam 10Uhr und sollte losgehn. Man setzte sich zusammen und sprach ueber die Hintergruende: der Organisator war urspruenglich Stadtplaner, der Schlachter ist hauptberuflich Erzieher in einem Projekt fuer Behinderte, die Teilnehmer u.a. Nebenerwerbslandwirtinnen, IT-Damen, Aussendienstler, Kuechenchef, Verwaltungsbeamter. Frauenanteil 4 zu 3! Neben dem offensichtlichen (Koch, Landwirtinnen) war vor allem das Interesse an Kulturtechniken und im weitesten Sinne Slow Food fuer die Teilnahme verantwortlich. Anwesend war auch eine Dame von der DPA, doch dazu spaeter mehr... (Ende Teil 1)