there's a cook in the kitchen! - celebrity cookoff! |
TV-Fatal. Wenn Köche auf Sendung gehen. herr paulsen, 13:52h
Am Anfang war das Feuer und am 20. Februar 1953, trat Carl Clemens Hahn vor die Zuschauer an den Fernsehempfängern um ein knappes Jahrzehnt lang zu erklären, was den darauf so alles zu brutzeln sei und vor allem wie. Herr Hahn, gescheiterter Schauspieler und leidenschaftlicher Autodidakt, was die Kochkunst betraf, wurde unter dem Künstlernamen „Clemens Wilmenrod“ der erste Fernsehkoch Deutschlands. "Ihr lieben, goldigen Menschen! Liebe Brüder und Schwestern in Lucullus!", begrüßte er überschwänglich ein weitestgehend männerfreies Publikum, und ja, die Damen fanden ihn auch lieb und goldig. Mit Phantasie, fern jeglicher Konventionen und ohne Konkurrenz, erschuf er aus Konserven zahlreiche Klassiker der Wirtschaftswunderjahre und brachte den Deutschen das Fressen wieder bei. Als der NDR 1964 die Sendung absetzte, lebte Wilmenrod noch drei Jahre. In tiefe Depression verfallen, nahm er sich 1967 das Leben. Soweit, so gut, so tragisch und wenigstens nicht beliebig, die Anfänge des Futter-Fernsehens. Heute ist leider nur noch tragisch, wovon wir vor der Glotze satt und selig werden sollen, eine kulinarisches Gruselkabinett von alten Kochgöttern, mal maulfaul und grummelig, mal anbiedernd, in den Töpfen nichts Neues, auf den Tellern nichts Innovatives. Da gibt es dann noch die fröhlichen Jecken, Autodidakten mit eigenem Bahnhof, oder die easy-lockere neue Generation, mit roten oder grünen Schiebermützen, bei einem „kulinarischen“ Spiel ohne Grenzen, das an Spießigkeit nicht mal von den alten Küchenchefs der Nation getoppt werden kann. Herr Lafer hat es mit dem aufwärmen alter Klassiker, erst der Deutsch-Österreichischen Küche, jetzt wird die Italienisch Küche geplündert, zu einem ansehnlichen Bündel an Kochsendungen gebracht, fünf sind es derzeit und wenn keine neue Folge läuft, laufen die Wiederholungen. Wo Lafer schmunzelnd Langeweile verbreitet, da grantelt sein Kollege Alfons „eben drum“ Schuhbeck gelangweilt vor bajuwarischen Kulissen, im Dritten. Der Südwesten freut sich an Vincent Klink, der mit buddhistischer Ruhe Schönes zaubert, nicht mitreißend, aber der Mann ist wenigstens bei sich. Der ORB trumpft mit der Rainer Sass-Kochshow, das ist Geschmackssache. Die Dame unter den TV-Köchen ist Gerda Aurich, eine liebgewordene Bekannte mit der ich seit Jahren um eine Internetadresse feilsche. Sie will mein Geld nicht, verdient es sich lieber im bayrischen Fernsehen. In der Sendung „Schlawinerplatz“ verarscht und erschreckt Sie Kinder, im Tonfall zwischen grenzdebil und Domina zwingt sie Kinder zum Kochen schrecklicher Speisen. Das Missing Link zwischen den alteingesessenen Kochmützen und der Spaßgeneration bildet Alfred „Afredissimo“ Biolek, der so schlecht kocht, das sich Herr Siebeck neulich öffentlich, im „Feinschmecker“ fragte, was es wohl sei, das die Deutschen glauben ließe, Herr Biolek sei Koch. Da hat er aber mal so was von recht. Am Schluss der Sendung, wenn’s ahht und ohht, lautstark in Löffel gepustet und schnell mit Wein verdrängt wird, was da eben rein zufällig entstand, dann weiß der aufmerksame, halbwegs beschlagene Hobbykoch, das kann ja gar nicht schmecken, zu dünn, verbrannt, rattenscharf (die Pfeffermühle ist halt so schick!) oder wahlweise versalzen. Nicht immer, aber ganz schön oft, fürs Öffentliche. Die Gespräche mit den Gästen? Zu wenig Salz und Pfeffer. Und so kochte es schon vielen Jahren hinter der Mattscheibe, als schlaue Programm-Macher bei VOX, Britta von Lojewski reanimierten, die bis 1997 im Schockschlaf dämmerte, nachdem sie, ein paar Jahre zuvor, in der RTL-Sendung "Nacht", einen FDP-Politiker fälschlicherweise des Prostituiertenbesuches beschuldigte. Dumme Sache, das Kochduell, war ihr dann aber wie auf den Leib geschneidert, smarte Jungköche duellierten sich mit Mitgebrachtem von aufgeregten Kandidaten. Kreativität unter den Zwängen von Einkaufszettel und Zeit. Ein Riesenerfolg. Nur leidlich spannend und wenig kulinarisch, die Message ist: was nicht passt wird passend gemacht. Nutzwert für Zuhause, gleich Null. Die Weinempfehlungen am Ende der Sendung sind zu empfehlen, doch dem Weinfreund fällt ein ganzes Fass aus der Krone, wenn sich Frau Lojweski zur Kamera dreht und niedergeschlagen verkündet: „kostet natürlich seinen Preis, 8 Euro!“ Andere Länder habe es da besser. In England rult Jamie Oliver, „the naked chef“, einfache Küche mit Witz, ein paar Zutaten und in einem Mördertempo entstehen daraus raffinierte, alltagstaugliche Leckerbissen, nachvollziehbar, gelingsicher und ein kurzweiliger Spaß. Jamie kocht so, wie sie es Zuhause tun würden, wenn es ihnen endlich mal jemand zeigen würde. Das dachten sich auch Deutschlands Fernsehmacher und vor zwei Jahren rollte eine erstaunliche Castingwelle durchs Land, Deutschland sucht den Jamie Oliver! An Land gespült wurde zunächst Ralf Zacherl, die sympathische Glatze mit Ziegenbart und Sprachfehler. Doch oweh! Schnell stellt sich heraus, der Mann kann keine Nebensätze und selbst die eilends bereit gestellten B und C-Promis vermochten es dem Zacherl Eloquentes entlocken. Als Raab in dann noch bei TV Total total blöd anmachte, da wurde eilends weiter gecastet. Herausgekommen ist dabei Tim Mälzer, zurzeit der ungeschlagene TV-Kochgott der Republik. Mälzer ist ein Phänomen. Er schafft es den Stammtisch meiner Eltern zu begeistern, Teengirls schmachten ihn an und selbst gestandene Menschen um die Dreissig sind begeistert. Ich finde einfach nur, dass Mälzer spannend kocht. Ich sitze da manchmal vor der Glotze und denke, Mist, warum ist mir das nicht eingefallen. Trotzdem. Da geht doch noch was finde ich: Ein bisschen mehr Show brauchen die Amerikaner, dort ist Emeril Lagasse Gott, eine Naturgewalt der Mann, energisch zimmert er aus wenigen Zutaten Überraschendes, dabei brüllt er schon mal seine Gäste an, rennt durch die Ränge verteilt Proben, seine Gäste kreischen vor Begeisterung, Musik gibt es auch, Helmut Zerletts Schmidt-Show-Band, Gott habe sie selig, dröhnte seinerzeit weniger imposant. Da feuert er Chili ins Curry, noch eine Zweite, und brüllt:“why ?-because ist my show.“ Rock´n Roll! Tyler Florence ist da etwas ruhiger, seine Show ebenfalls ein Hit:„Food 911“, Zuschauer haben es vermasselt in der Küche, schon kommt Food 911 und zeigt wie es geht. Da ist dann zum Beispiel Julia, aus Malibu CA. Sie sagt: „My Boulliabaisse stinks“. Der Frau kann geholfen werden und mal ehrlich: stinkt Ihre Bouillabaisse nicht auch. Amerikanische Verhältnisse, Rock´nRoll und Budenzauber ? Eine Prise davon könnte nicht Schaden. Kulinarisches zum Nonsens verkommen zu lassen, ist bestimmt nicht der Weg, es wäre Schade drum. ............................................ritsch! Links zum Thema: Wo wird heute im Fernsehen gekocht? : Der alte Sack: Kochduell: Jamie Olivers blog: Ralf Zacherl: Tim Mälzer: Beeindruckende Linksammlung aller Gourmetköche im Netz, inkl. Aller Fernsehköche: Alle amerikanischen Kochsendungen: ... Link (29 Kommentare) ... Comment |
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3 jahre spaeter ueberkommt mich
immer noch ekel und ich frage mich zusaetzlich: woher...
by mutant (20.04.18, 00:13)
der juergen dollase, der hat
ja sooo recht! http://blogs.faz.net/blogseminar/wir-brauchen-dringend-eine-hochschule-fuer-kochkunst/
by mutant (28.02.17, 14:22)
peruanisches essen soll generell sehr
gut sein, ich bin ja nicht fuer meeresgetier, aber...
by mutant (27.11.15, 14:13)
Bei Sarah Wiener ist vermutlich
auch der Toilettenbesuch ein Akt unbefleckter Ausscheidung über den...
by plautze (06.07.15, 18:08)
sarah wiener bashing hatten wir
lange nicht mehr…. Vegan ist auch keine Lösung schreibt wiener...
by mutant (25.06.15, 08:21)
haha, sehr schoen panne: heinzer
vs tv-koch "selbst dein stockbrot hat scheisse geschmeckt"
by mutant (26.03.15, 14:30)
mal was anderes…. da ich
ja eigentlich nicht mehr aktiv foodblogge (3x im jahr ist...
by mutant (18.03.15, 09:16)
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